Alpenschutzverein

Ist Naturschutz eine Bürokratie-Bremse ?

2025-10-30

Bürokratieabbau für die Seilbahnwirtschaft wäre eine Katastrophe für die Natur, Hr. Gapp. Unkontrolliertes Zellwachstum beim Menschen nennt man „Krebs“. Unkontrolliertes Wachstum im Tourismus nennt man „Overtourismn“ mit all seinen Begleiterscheinungen. Wie können wir das behaupten?

Schauen wir uns einfach mal das Projekt „neue Loischkopfbahn“ in Bürserberg an. Warum hat dieses Verfahren so lange gedauert? Weil im Erstentwurf des Projekts eine Bergstation mit Restaurant am Gipfel des Loischkopfes geplant war, mitten im Balzgebiet des geschützten Auerwildes. Naturschutzrechtlich ein Wahnsinn. Erst nachdem durch die Einsprüche von Naturschutzorganisationen das Projekt mit Berstation am ursprünglichen Standort ohne Restaurant und einem Auerwild-Schutzkonzept neu geplant wurde, hatte es überhaupt erst eine Chance bewilligt zu werden.

Wenn nun gejammert wird, dass die Verfahren wegen Einsprüchen so langen dauern, dann sollten sich die jammernden Verantwortlichen selbst an der Nase nehmen und in der Zukunft genehmigungsfähige Projekte planen, in denen das öffentliche Interesse am Erhalt unserer Natur gleich zu Beginn berücksichtigt ist. Oder ist es falsch, wenn in einer Demokratie auch das öffentliche Interesse, vertreten durch Naturschutzorganisationen, noch ein wenig berücksichtigt wird? Scheinbar haben die Seilbahnverantwortlichen noch nicht mitbekommen, dass sich dass überwiegende öffentliche Interesse der Menschen im Ländle immer mehr hin zum Erhalt der letzten Lebensräume für die Natur verlagert.

Leserbrief in den VN:

Die Wünsche der Seilbahner

Im VN-Interview vom 24. 10. 25 „Seilbahner gegen Bürokratie-Bremse“ beklagen die Herren Gapp (Sprecher der Vorarlberger Skigebiete) und Herr Weiler (Geschäftsführer einer Skigebiets-Planungsfirma), dass die Öffentlichkeitsbeteiligung in den Verfahren ihre Ausbaupläne behindern. Herr Weiler stellt die Frage, aus welchem Grund z. B. ein Nachbar eingebunden werden soll … Ganz einfach, weil auch das Teil der von der Politik vorgegebenen Rechtsordnung ist, genauso wie es die Klima- und Naturschutzbelange sind, deren Einhaltung von Naturschutzorganisationen eingefordert werden. Das abwertend als Bürokratie-Bremse zu bezeichnen und zu behaupten, Beteiligte würden willkürlich Einsprüche erheben, ist eine Unterstellung. Die rechtlichen Möglichkeiten von NGOs sind ohnehin sehr schwach ausgebildet. Diese weiter schwächen zu wollen, um den Rummel ungehindert in immer höhere und vorher unberührte Naturgebiete zu bringen, ist nicht im Sinn eines nachhaltigen Tourismus. Die Seilbahn-Lobbyisten verwechseln Entwicklung hin zu Qualität mit Expansion und Wachstum um jeden Preis. Super transparent soll alles ablaufen, alle können Einsicht nehmen und Stellungnahmen abgeben, nur bewirken sollen die nichts. Dies kann man aus den „Verbesserungsvorschlägen“ von Herrn Gapp herauslesen. Wem gehören die Alpen? Wann ist genug genug? Diese Fragen drängen sich an dieser Stelle wieder einmal auf.

Franz Ströhle, AlpenSchutzVerein , Dornbirn

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen