Alpenschutzverein

Mehrere Tunnelblicke in die Zukunft?

2025-07-28

Endlich spricht ein Leserbrief das wichtige Thema Pendler im Zusammenhang mit dem Millionenloch „Tunnelspinne“ an. Tausende Vorarlberger*innen pendeln jeden Tag mit dem Auto in die Schweiz und Liechtenstein. In den Stoßzeiten belasten sie damit die vielzitierte Bärenkreuzung in Feldkirch. Die Lösung für dieses Problem ist aus Sicht unserer autolastigen Politik der Bau der Tunnelspinne. Aus Sicht von Umweltorganisationen wäre die Investitionen der hunderten Millionen in den Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel der richtige Weg. Dazu zwei Leserbriefe.

Leserbrief 1 in den VN

Stadttunnel Feldkirch – Millionenprojekt wegen Grenzverkehr?

Mit Hunderten Millionen Euro wird der Stadttunnel Feldkirch als Jahrhundertprojekt verkauft. Er soll das Stadtzentrum entlasten und den Verkehrsfluss verbessern. Doch kaum jemand spricht das Offensichtliche aus: Der tägliche Stau durch Feldkirch entsteht vor allem durch den massiven Grenzverkehr von Vorarlberger Pendlerinnen und Pendlern, die jeden Tag in die Schweiz oder nach Liechtenstein zur Arbeit fahren. Feldkirch wird dabei zur Transitstadt – nicht wegen des regionalen Verkehrs, sondern weil es die wichtigste Durchfahrtstrecke für Tausende Berufspendler ist, die Richtung Grenzübergang fahren. Würde dieser tägliche Grenzgänger-Verkehr anders organisiert oder reduziert, wäre die Belastung für Feldkirch und seine Bevölkerung deutlich geringer – und womöglich bräuchte es dann keinen Tunnel, der viele Jahre Bauzeit, enorme Kosten und erhebliche Eingriffe in Stadt und Natur mit sich bringt. Warum wird nicht endlich ernsthaft über grenzüberschreitenden öffentlichen Verkehr, Park-and-Ride-Systeme außerhalb der Stadt oder steuerliche Anreize zur Verkehrsverlagerung gesprochen? Statt Hunderte Millionen in Beton zu gießen, wäre es klüger, die Ursachen des Verkehrs zu bekämpfen – und nicht nur dessen Folgen. Der Stadttunnel ist ein Denkmal dafür, dass wir ein strukturelles Problem mit einer technischen Lösung kaschieren wollen. Das wird nicht auf Dauer funktionieren.

Dominik Hammer (Pendler Gaschurn–Feldkirch–Tosters), Gaschurn

Leserbrief 2 in den VN

Tunnelspinne

Im VN-Leserbrief „Stadttunnel -Millionenprojekt wegen Grenzverkehr?“ vom 25. 07. 25 bringt es Dominik Hammer auf den Punkt. Es ist ein strukturelles Problem, weshalb sich der Verkehr an den Grenzübergängen zur Schweiz staut. Die Alternativen zum Individualverkehr wurden grob vernachlässigt. Eine Bahnlösung, laut Experten gleichwertig zur Tunnelpinne, wurde im Vorfeld einfach fallengelassen. Der grenzüberschreitende Verkehr wäre mit Bahn und Bus-Werksverkehr zu lösen, wenn die Zusammenarbeit von Firmen und Politik entsprechend geführt würde. Dazu gehört auch, dass riesige Firmenparkplätze auf besten landwirtschaftlichen Böden keine Genehmigung erhalten. Große Firmen sind schon jetzt bemüht, nachhaltige Lösungen zu entwickeln, um ihre Fracht auf die Schiene zu bringen. Die dafür notwendige Infrastruktur auszubauen ist aber Aufgabe der Politik. Den Güterverkehr weiter mit LKW und ohne Kostenwahrheit mit allen bekannten Nebenwirkungen durch ganz Europa zu karren, ist keine Lösung. Eine dringend notwendige Verkehrswende kann nur durch konkrete Taten, Schritt für Schritt verwirklicht werden. Es ist zu hoffen, dass ein junger Verkehrslandesrat die Illusion fahren lässt, fossile Straßenbauprojekte wie die S18 durchzusetzen. Beim Versuch, die ohnehin schon schwarz verbrannten Kastanien aus dem Feuer zu holen, wird er sich die Finger gehörig verbrennen.

Franz Ströhle, Alpenschutzverein für Vorarlberg, Dornbirn

2025-02-08

Unsere schwarz/blaue Landesregierung muss sparen. Nun, dann sollten alle Projekte, die nur Millionen von Euro versenken und vergraben auf den Prüfstand kommen. Dazu gehört auch die Tunnelspinne, deren Kosten von allen Gemeinden in Vorarlberg getragen werden müssen. Denn wenn das Land zu viel Geld für sinnlose Infrastruktur ausgibt, bleibt weniger für die klammen Gemeinden übrig. Hoffentlich sind sich die Bürgermeister*innen dessen bewusst. Warum schweigen sie dann so beharrlich?

2024-12-10

Es war zu erwarten. Die Kritiker der Tunnelspinne haben immer wieder darauf aufmerksam gemacht, dass die vielen hunderten Millionen, die in Feldkirch im wahrsten Sinne des Wortes verlocht werden, den Gemeinden in Zukunft fehlen werden.

Nun beginnt das große Jammern. Viele Gemeinden müssen ihre notwendigen Ausgaben der Daseinsvorsorge bereits mit Krediten finanzieren. In allen Gemeindestuben und auch in der Landesregierung heißt es nun: „Sparen, sparen, sparen“. Wo waren die verantwortlichen in den Gemeinden, als die Beschlüsse für die Fehlinvestitionen gefällt wurden. Waren alle blind, ahnungslos, unverantwortlich oder zu feige, sich dagegen auszusprechen?

Gleichzeitig müssen wir erfahren, dass auch viele Brücken saniert werden müssen. No na, mehr Autoinfrastruktur bedeutet auch mehr Erhaltungskosten, viele Jahre noch in die Zukunft. Wo kommt dieses Geld her?

2024-10-25

Wenn wir uns das Bild der Bauarbeiten an der Tunnelspinne ansehen, dann können wir erahnen, wie unser schönes Ländle in der Zukunft aussehen wird. Wenn sich die Wirtschaftslobby mit ihren Träumen von der Großstadt im Rheintal bei der kommenden Regierung durchsetzt, dann werden die Weichen für die Zerstörung von Landschaft und Natur auf Kosten der hier lebenden Menschen gestellt.

Dazu passt der Titel des aktuellen Berichtes in den VN über die Tunnelspinne wie die Faust auf´s Auge. „Ein Tunnelblick in die Zukunft“. Diesen Tunnelblick in Sachen Verkehrspolitik ist der Auto- und Wirtschaftspartei ÖVP zuzuschreiben. Wir bauen Straßen und Tunnel für den leider immer noch wachsenden Autoverkehr, für die Wirtschaft, für die Pendler in die Schweiz, für die Profite der Bauwirtschaft, für die Träume der Wirtschaftslobby. Vor lauter Tunnelblick haben sie keinen Blick mehr für den Klimanotstand, für die Natur, für unsere Lebensqualität, für die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder.

Hauptsache der Rubel rollt. Dass die überbordenden Kosten in Zukunft von allen Gemeinden im Land getragen werden müssen wird aus politischer Hörigkeit von den Bürgermeister*innen ausgeblendet. Nach dem Motto: „Nach mir die Sintflut“.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen